Rasse | Old English Bulldog |
Geburtsdatum | 01.12.2016 |
Geschlecht | männlich kastriert |
Farbe | braun, weiß |
„Ja Hallo? Bin ich da richtig bei den Hellhounds? Mein Hund hat mich heute Nacht zusammengebissen, ich komme grade aus dem Krankenhaus…..“. Warum geh ich eigentlich immer zu den unmöglichsten Zeiten ans Telefon, wo ich doch weiss, dass diese Uhrzeiten immer mit Katastrophen einher gehen? Zu spät und da rollt er auch schon vor. Enzo, gekauft als niedlicher kleiner Ochsenfrosch, wurde der dreifarbige, rote Bulldogrüde behütet und vorsichtig großgezogen. Auf Mamas Brust schlafen, wie ein Baby aber auch mal ein strenges “Nein!“, wenn er mal wieder richtig in den Mist gegriffen hatte. Und trotz allem verlief alles weitere so, dass er bei uns vorstellig werden musste. Es begann damit, dass er sich sein Geschirr nicht mehr anziehen lassen wollte, was er aber brauchte, da er mit Halsband keine Luft bekam beim Gassi. Aufgesucht Hundetrainer arbeiteten an Vertrauen und Liebe und meldeten sich dann einfach nicht mehr, als ihre Idee wie man Hunde erzieht nicht fruchtete. „Ich weiss ich bin das Problem!“, stammelte die Halterin in unserer Küche, während Enzo erstmal alles in Augenschein nahm. Na ja nicht jeder Hund der liebevoll erzogen wird, wird auch gleich zum Problem. Ich finde es ohnehin gemein, dass Hundetrainer behaupten, die Halter seinen das Problem. Es mag sein, dass sie welche herausbeschwören oder durch ihre Art für welche sorgen, aber „Guten Morgen Freunde!“,für was lassen diese Mensch Hund Berater sich dann bezahlen?
Für Enzo war der Zug in jedem Fall abgefahren, auch wenn’s sichtlich schwerfiel, er hatte den Bogen einfach maßlos überspannt. Störte ihn nicht, auch nicht als sein Frauchen ging. So ist das leider wenn Hunde sich Untertanen halten, geht einer, kommt ein neuer. Enzo hatte sich über die Zeit bei seiner Besitzerin zu einem Tyrann entwickelt. Er hatte sich Stück für Stück die Kontrolle erschlichen und war durch Ratschläge wie ihn z.B. nicht mehr auf erhöhte Liegeflächen zu lassen und ihn ansonsten zu ignorieren mental einfach völlig aus dem Ruder gelaufen. Hinzukam, dass seine Rahmenbedingungen, Einzelhund der nicht teilen muss, Schädelform die ihm das atmen erschwerte und verengte Nasenlöcher, nicht grade zu seiner guten Laune beitrugen. Alles in allem nennt man derartiges Verhalten Status bedingte Aggression, also mit weitaus mehr Arbeit verbunden, als ihn nur von erhöhten Liegepositionen fernzuhalten. Man hätte ggf. unterwegs auch mal ein angemessenes Maulkorbtraining einbauen können, dann hätte man Enzo in besagter Nacht, als seine Halterin vom Klo kam und er ihr Bett gegen sie verteidigte, erklären können, warum er diesen Anspruch nun grade nicht zu stellen hat, statt ins Krankenhaus zu fahren und zu hoffen, dass Enzo in der Zwischenzeit nicht die im Haus lebenden Eltern mit massakriert. Nun ja das saß der damals grade mal 3 Jahre alte unkastrierte Rüde nun in der Hellhound Küche und schaute etwas fassungslos vor sich hin. Das erste Jahr, gab es eigentlich kaum Probleme mit ihm. Mal kam es bedingt durch sein Imponiergehabe zu Streitereien, die aber weniger dramatisch waren und wir bildeten uns ein einen Maulkorb ebenso wenig wie die Halterin einen brauchte auf trainieren zu müssen, weil der Hund bei uns ja wunderbar funktionierte. In der Tat kann Enzo wunderbar mit klaren Ansagen umgehen, sofern man diese denn auch so meint. Und damit meine ich nicht, den Hund erst machen lassen und dann hinterher pöbeln. Bei derart deformierten und mimisch eingeschränkten Hunden bekommt der Ausdruck „Wünsche von den Augen ablesen“, gleich eine ganz andere Wertung, denn in der Tat muss man ihm jegliche Gemütsregung von den Augen ablesen und gekonnt drauf eingehen, um blöde Situationen zu vermeiden. So kam ein neuer Ehrenamtler in die Foundation welcher zeitweise auch hier übernachtete, da er von unterhalb Hannover aus zum Helfen kam. Enzo und er wurden bald ein gutes Team, Gassi gehen, schmusen oder zusammen irgendwo auf dem Grundstück werkeln, Enzo, hier auch Herr Meyer genannt war überall dabei. Trotz allem beunruhigte mich die Idee, dass Enzo nun auch mit im Gästezimmer schlafen sollte. Demnach untersagte ich dies, ging ins Bett und sprintete gegen 00.00Uhr aus dem Bett die Treppe runter als ich ein Poltern und Schreie vernahm, die eindeutig dem Ehrenamtler zuzuordnen waren. Als ich am Tatort ankam stand besagter Mensch vor der Tür zum Gästezimmer und hielt seinen blutenden Arm und Enzo Meyer saß, natürlich, mit Eulenblick ( riesige schwarze Augen vom Adrenalin)auf dem Bett. Ich betrat den Raum, er sprang hoch und landete Zähne fletschend mit vollem Gewicht auf den Vorderpfoten auf der selben Stelle. Nette Performance und eine klare Warnung nicht weiter ins Zimmer zu kommen. Also mal wieder „Drachenzähmen leicht gemacht“, wer den Film nicht kennt, ganz klare Empfehlung. Ich holte eine schwere Schleppleine, band diese zur Schlinge und warf sie Enzo aus 3 Metern Entfernung über den Kopf. Natürlich gelang dies nicht auf Anhieb, da Enzo die Leine einmal in der Luft fing und plötzlich damit angelaufen kam ( es sah fast wie ein Gedankenausrutscher aus indem er versuchte zu apportieren- könnte ein Übersprung gewesen sein), merkte aber auf halber Strecke, dass er damit im falschen Film war, ließ sie fallen und sprang wieder aufs Bett. Ein paar Anläufe, jedes Mal mit seinem krächzigen Bellfauchen untermalt und ich konnte ihn vom Bett ziehen und mit Schwung in eine Umlaufbahn bringen, die ihn direkt in eine der Kennelboxen im Flur- die genau für derartige Notfälle dort geparkt sind bugsieren. Jetzt noch einen Maulkorb drauf zu bekommen wäre nicht mutig sondern reichlich bescheuert gewesen und so kühlte er über Nacht runter während ich mit seinem Opfer ins Krankenhaus fuhr. Abrasierte Fingekuppe, Quetschungen und zwei fette Löcher im Arm… Mann Enzo! Und dies war irgendwie der Bruch unseres harmonischen Zusammenlebens. Enzo schien wie neu auferstanden, allerdings in einer derart miesen Form das man manchmal gern einen Exorzisten zu Rate gezogen hätte. Zu lange anschauen, Problem. Anleinen wollen, Problem. Im Körbchen sitzend und einer rennt mehr als einmal dran vorbei, Problem. Kleine, kranke oder schwache Hunde verprügeln, kein Problem. Ihn von diesen runterziehen, riesen Problem, nächster Patient beim Arzt. Hand gelocht. An diesem Tag brachte ich Enzo erstmal in einen unserer Zwinger und erteilte ein Verbot ihn dort rauszuholen. Abends dann als Ruhe auf der Anlage eingekehrt war ging ich zum Zwinger wo Enzo wütend gegen das Gitter sprang und ich darin verbiss. Er machte Geräusche als wäre er in einen Ernstkampf verwickelt, erneut riesige Pupillen und eine Mimik die zeigte, dass er so rasend vor Wut war, dass er mich nicht mal erkannte. Und ja wir haben auch bei ihm ein MRT machen lassen, er besitzt ein normal strukturiertes Gehirn ich gehe aber mittlerweile davon aus, dass er lediglich das Stammhirn in Anspruch nimmt und die restliche Kapazität ungenutzt lässt (Spaß). 4 Stunden Toberei, Wüterei und Beisserei später hatte ich zwar einige Schrammen aber ihm dafür einen Maulkorb verpasst. An diesem Abend kam er mit ins Bett, weil ich ihn nach so einem Tag nicht mit sich alleine lassen wollte. Mit dem Maulkorb, damals ein erwärmter und umgeformter Baskerville Ultra mit einer vorne rausgetrennten Strebe und extra Polsterung gelang es ihm zu fressen und uns in Konfliktsituationen bei ihm zu bleiben und ihn toben zu lassen ohne, dass einer zurückwich. Nach fast 4 Wochen war alles „back to normal“, der Maulkorb kam zum fressen und schlafen runter ansonsten schlief er in der Küche bei den anderen und zeigte wieder deutliche mehr Sicherheit und Komfortverhalten. Ein weiterer ziemlich nasser Sommer stellte sich ein und wir bemerkten, dass Enzo immer schlechter atmen konnte. Es strengte ihn zum Teil sogar so an, dass er durch die ständige Bauchatmung begann abzunehmen. Na schönen Dank! 1200 Euro um zu wissen das er ein Hirn besitzt aber keiner dem auffällt, dass dieses permanent um Luft ringt. Kliniktermin und weitere 4000 Euro später , chirurgisch gerichtete Nasenlöcher, gedehnte Atemwege, eingekürztes Gaumensegel und ein paar Verödungen links und rechts der Weges. Die OP verlief gut und während dem Heilungsprozess hatten wir einen sehr entspannten und netten Enzo, der wirklich tief schlafen konnte ohne schnarchen und um einiges zufriedener schien. Manchmal sind es ein paar Millimeter die vom Glück trennen. Nach 8 Wochen waren wir allerdings wieder da wo wir vorher auch schonmal waren. Enzo kam vom fressen aus der Waschküche, ich wollte ihm den Maulkorb anziehen und bemerkte grade noch rechtzeitig das etwas nicht stimmte. Ich drehte mich weg als er auch schon gegen mich sprang. „Lappen“, knurrte ich als mein Pulli riss und er ein weiteres Mal Anlauf nahm und mich wieder nicht erwischte. Er blieb vor mir stehen suchte Blickkontakt. „Nö Junge, so blöd bin ich nicht.“ Dann drehte er rum und sprang auf die Bank, die in der Küche steht. „Aha wir sind also noch nicht fertig“, Enzo suchte als seine Kampfstrategie nicht aufging weil ich weder schrie, noch Angst hatte oder ihn ansah den nächsten Punkt auf der Agenda und machte das Thema Liegefläche auf. Ich latschte, den Maulkorb an der Zunfthose ein gehangen an ihm vorbei in den Flur, nahm eine Leine und rief ihn. Sofort kam er freudig, aber eben immer noch „an“ von dem vorherigen Streit zu mir. Ich warf ihm ohne weitere Aufmerksamkeit die Leine über den Kopf und schloss das Tor auf ging mit ihm zwei Meter auf die Straße und fädelte dabei bereits die Leine durch den Zaun, sodass ich ihn direkt sichern konnte. Während Enzo noch blöd schaute, weil er nicht verstand warum es plötzlich nicht mehr weiter ging, zog ich ihm den Maulkorb auf, klinkte die Leine vom Zaun ab und lud ihn ein mit mir Gassi zu gehen. Er folgte etwas verdattert, aber fröhlich. In der Arbeit mit solchen Hunden empfiehlt es sich, viele Wege im Kopf zu haben und nicht von einer Methode auszugehen die es lösen wird. Auch muss man bei manchen Hunden den Gedanken zulassen, dass sie unter welchen Umständen auch immer einen Hang und einen gewissen Spaßfaktor an Gewalt haben. Bei Enzo gehe ich davon aus, dass er bedingt durch die kontinuierlich voranschreitende Atemnot, vom Junghundalter bis zum heutigen fünften Lebensjahr oft unter Verunsicherungen und gewiss auch der Angst gelebt hat keine Luft zu bekommen. Sauerstoffmangel kann auch hier zu Kopfschmerzen, Übelkeit, Kreislaufproblemen und allgemeinem Stress im Körper führen.Also einer Ausgangslage, die sehr launisch machen kann und bei psychischer oder physischer Anstrengung ggf. irgendwo ihr Ventil findet. Bedingt seiner Rasse bringt er natürlich auch ein Potential mit sich in diversen Theman sehr verbissen zu zeigen. Fügt man jedoch alles zusammen erscheint seine übermäßige Art durchaus erklärbar. Die „Lust am Kampf“ könnte ich mir dadurch als durchaus positiv belegtes Ereignis vorstellen, da er hier durch kurz zeitig hohe Anstrengung eine schnellere und tiefere Atmung in Gang kommt, was, so blöd die Situation auch ist, bei ihm eine Art Wohlbehagen auslösen dürfte. Das alles ist aber nur eine Vermutung durch Beobachtung Beleg habe ich keinen.
Enzo ist einer der Fälle die hier bei uns ihren festen Platz gefunden haben da man ihn wirklich gut kennen muss um nicht zu Schaden zu kommen. Er wird hier von 3 Menschen gehändelt und begleitet und ist in der Foundation zu Hause. Natürlich immer ganz vorne mit dabei aber da eben auch beliebt.