Rasse | Mischling |
Geburtsdatum | 01.09.2020 |
Geschlecht | weiblich |
Gehorsamkeit / Leinenführigkeit | Ja |
Alleine bleiben | Ja |
Auto fahren | Ja |
Emmi oder auch, das kommt davon, wenn man seine Mitarbeiter allein zuhause lässt.
Während ich also gut 200km weit weg vom Hellhound Quartier versuchte Menschen körpersprachliches Arbeiten mit dem Hund beizubringen und dabei meine eigene Gestik und Mimik zu kontrollieren, klingelte in Hörpel das Telefon. „Notfall! Notfall! Notfall! Alles ganz furchtbar! „, auf Nachfrage hin, was denn genau passiert sei wurde völlig hysterisch und weinerlich von einer Frau am anderen Ende der Leitung erklärt, dass ihre Schäferhund Mischlingsdame, die sie vom Tierschutz gerettet habe, gerade versucht hatte, den älteren Rüden zu töten.
Sie habe ihn so oft attackiert, und einfach nicht mehr abgelassen.
Es sei gerade so gelungen beide zu trennen.
Soweit so gut, da hat man schonmal ein Bild und dann kommt`s ja immer:
„Die Hündin muss sofort weg. Das Vertrauen ist hin und man hat Angst um den Rüden und davor, sie könnte auch einen Menschen ähnlich massiv angreifen“
Leute wir reden hier immernoch von Tieren und die klären Unstimmigkeiten manchmal sehr brutal. „Survival of the fittest“. Und wenn eine Hündin einen Rüden zurecht weist oder sogar endgültig loswerden will, passt da irgendwas mal so gar nicht und ggfs. wurden Vorboten für das Dilemma nicht wahr oder ernstgenommen.
Schade, aber eben leider keine Seltenheit.
Leute kaufen sich Hunde und denken, dass wenn diese sich zu Beginn vertragen, dieser Zustand auch so bleibt… Als ob sie es aus ihren eigenen Beziehungen nicht besser wüssten.
Nur das wir uns dann trennen, und Hunde einfach „bis der Tod sie scheidet“ zusammen bleiben müssen.
Emmi wollte dies wohl etwas abkürzen.
Nun aber war die Aufregung groß und weil Menschen sehr schnell sehr emotional werden, überlegte man Emmi einzuschläfern. So ein Verhalten sei nicht normal und zudem noch gefährlich. Was wenn sie irgendwann mal Kinder… haben auch die Hundetrainer gesagt.
Ja was?
Doch es ist normal. Tiere deren hauptsächliche Diät aus tierischem Protein besteht, töten um zu überleben. Und da sie keine Werte oder Moralvorstellung haben so wie wir, töten sie auch, um sich Vorteile zu sichern.
Emmi und ihr vermeintlicher Freund wurden nach bestem Gewissen zusammengesteckt und es wurde sich dann eben darauf verlassen, dass es gut geht, weil es am Anfang gepasst hat.
So entstehen übrigens auch schlimme Ehedisaster.
So rückte meine Crew aus, um „die Bestie“ zu sichern. Im Kopf alle Eventualitäten, wie krass es werden könnte, denn Emmi sei misstrauisch gegenüber Fremden und ganz besonders Männern.
Maulkörbe im Größensortiment Pferd bis Hausschuh im Gepäck, ein paar Leinen, falls welche geschreddert werden und los ging es.
Gesichert wurde eine langohrige, Sphinx-Katzen gebäudige, kniehohe Furie die auf der Rückfahrt auf dem Schoß der bösen Frau mitfahren musste, die ihr einen Maulkorb angezogen hatte, weil ihr alles über 14 km/h Angst machte.
Emmi zeigt sich leider sehr typisch für einen Hund, der in sehr routinierten Abläufen und Strukturen gehalten wurde. Alles was sie kennt ist für sie gut und sie zeigt sich verspielt und frech. Wird sie allerdings mit neuen Strukturen, Umgebungen oder Situationen konfrontiert, verhält sie sich scheu und würde bei Bedrängung beißen.
Emmi lebt derzeit auf deiner Pflegestelle mit 8 weiteren Hunden zusammen. Zu Beginn und nach einer kurzen Eingewöhnungszeit, wollte sie auch hier doof werden und vermeintlich schwächere Hunde „mobben“, wurde dann aber direkt von ihre PS Muddi weggepöbelt und wurde sozial ausgegrenzt. Klingt hart, ist aber eben das was Unruhestiftern im Gruppenverband blüht, wenn sie die Gruppe gefährden.
So lernte Emmi was angemessenes Verhalten und was unangemessenes Verhalten im sozialen Miteinander sind und kann nun problemlos unbeaufsichtigt in Hundegruppen mitlaufen.
Was hier binnen 5 Minuten einfach runtergeschrieben ist, sei allerdings nicht auch als einfach hingenommen.
Emmi sollte daher zu mindestens einem weiteren souveränen Hund oder in eine Mehrhundehaltung vermittelt werden, in der man die Gruppe und dessen Entwicklung stets im Blick haben muss. In Gesellschaft ihrer Artgenossen kann Emmi gut alleine bleiben. Da sie jedoch dazu neigt sich sehr an ihre Bezugsperson zu kleben und dann auch eher in eine ungesunde Abhängigkeit zu kippen, muss man diesbezüglich einen guten Spagat zwischen Nähe und Abstand hinlegen, sodass es Emmi gelingt alleine zu bleiben ohne dabei übermäßig gestresst zu sein.
Sie fährt sehr gut im Auto mit und orientiert sich auch draußen an ihrer Bezugsperson und ist von dieser auch sehr gut ansprechbar. Auch während Besuchen bei für sie fremden Leuten gelingt es ihr mittlerweile immer besser ihre Bezugsperson auch in Konfliktsituationen aufzusuchen, statt diese irgendwie alleine zu regeln.
In ihrer Pflegestelle lebt sie mit Katzen zusammen, wird jedoch aufgrund ihrer jagdlichen Tendenzen niemals unbeaufsichtigt mit diesen allein gelassen und sollte das bei Anwesenheit von Katzen im neuen Zuhause auch weiterhin nicht. Sie kommt sehr gut mit ihnen klar, nimmt sich vorbildlich zurück und bedrängt sie nicht, wenn ihr dies zu Beginn klar gemacht wird.
Jedoch ist aufgrund ihres Charakters, ihrer Ansicht (unnötiges zu entfernen) und ihres rassebedingten, jagdlichen Interesses davon auszugehen, dass sollte sich die Katze zb. irgendwo verletzen und schreien & wegrennen sie dann ins Jagdverhalten kippen könnte oder sie sich dann doch überlegt, dass es ohne Katzen doch noch viel netter wäre, weswegen sie mit diesen nicht unbeaufsichtigt allein gelassen werden sollte.
Draußen ist sie bei Begegnungen mit Wild von ihrer Bezugsperson gut ansprechbar, reagiert jedoch sichtbar auf optische Reize wie zb. wegrennende Hasen. Hier ist sowohl ein vorausschauendes Handeln als auch Vorarbeit nötig, sodass sie sich auch in solchen Situationen von ihrer Bezugsperson gut abrufen lässt.
Hunde wie Emmi müssen zu Beginn gut beobachtet werden und gleich vollständig in den Alltag integriert werden, um ihr Alternativverhalten in den Situationen beizubringen, wo sie die Probleme zeigt.
Ein Training wird hier keine Wirkung zeigen, da Emmi sicht nicht dazu provozieren lässt etwas zu zeigen.
So suchen wir für Emmi Menschen, welche um die Eigenheiten rumänischer Straßenhunde wissen und Misstrauen und Furcht nicht mit einem Angstproblem verwechseln.
Und die wissen, was es heißt einen Hund aus einem anderen Kulturbereich, der im Zweifel in seiner Jugend wenig mit Menschen zu tun hatte, in unsere Menschenwelt zu integrieren.
Bei Emmi hat man zwei ausgeprägte Themen auf die es zu achten gilt und die man angehen muss.
Zum einen hegt sie ein großes Interesse an ihrem eigenen sozialen Status.
Das heißt, sie wird wenn sie bei Ihnen angekommen ist, Strategien entwickeln, um sowohl ihren größt möglichen Einfluss auf Abläufe und Situationen zu haben, als auch Konditionen zu ihrem Vorteil zu etablieren.
Z.b. an der Tür bellen bei Besuch (weil sie diesen loswerden will), dann abhauen damit man sie nicht festhalten/wegsperren kann (was häufig als Trainingsfortschritt interpretiert wird, da der Hund aus der Situation geht) um dann von hinten in die Waden zu schnappen, weil sie immernoch der Meinung ist, man solle gehen, sie aber auch keiner deutlich des Platzes verwiesen hat.
Und zum anderen eben das „überfordert“ sein mit Situationen, die für uns komplett normal erscheinen.
z.B. Emmi umarmen, sie hochheben oder auch Gassi gehen und denken, dass sie dies genießt und dabei entspannt grade bei viel Gegenverkehr.
Hunde wie Emmi mögen ihre Besitzer und kooperieren auch gerne. Dennoch haben sie nie gelernt dies auch in für sie entstehenden Konfliktsituationen zu tun. Zum einen weil Menschen sich oft gar nicht bewusst sind, dass der Hund neben ihnen gerade ein Problem haben könnte, zum Anderen, weil Emmi gelernt hat alleine klar zu kommen.
Emmi sollte also an Menschen geraten, die mit dem Ausdrucksverhalten von Hunden vertraut sind und bedingt durch die Arbeit mit Straßenhunden (etwa als Tierpfleger, ehrenamtliche Voluntäre o.Ä.) entsprechende Erfahrung an den Tag legen.
Emmi sieht, wenn man sie in ihrer Umgebung, Hundegruppe und mit ihrer derzeitigen Bezugsperson sieht unproblematisch aus und scheint auch für Anfänger geeignet. Doch dieses Bild täuscht und wir möchten unbedingt vermeiden, dass Emmi erneut missverstanden wieder einfach nur in Strukturen lebt, in denen sie sich ihre eigenen Konditionen schafft und durch Überforderung / Frust ggfs. wieder auffällig wird.
Für Emmi brauchen Sie kein Haus mit Garten – sondern Sachkunde und Ahnung von körpersprachlicher Kommunikation und die Fähigkeit eine gekonnte Kür zwischen Empathie und klaren Grenzen hinzulegen.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.